»Resilienzcoaching in der Schmerzverarbeitung«
Spätestens seit Antonovskys Theorie der Salutogenese werden Resilienz- und Risikofaktoren als gleichermaßen wichtig für den Erhalt der Gesundheit anerkannt. Nimmt man Gesundheit (»ease«) und Krankheit (»dis-ease«) als Pole eines Kontinuums an, so verschieben Resilienzfaktoren die Gewichte in Richtung Gesundheit, Risikofaktoren in Richtung Krankheit.
Ähnliches gilt auch beim Schmerz. Im Falle des postoperativen Schmerzes ist beispielsweise psychosoziale Resilienz (»protektive Faktoren«) im Sinne einer ausreichenden sozialen Unterstützung ohne übertriebene Fürsorglichkeit für das Verhindern der Chronifizierung von akuten Schmerzen nachgewiesen worden.
Insgesamt versteht man unter Resilienz die psychische und physische Widerstandsfähigkeit eines Menschen gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen krankmachenden Belastungen.
Die psychische Widerstandskraft ist weit verbreitet, denn die menschliche Psyche verfügt über unglaubliche Anpassungsfähigkeit. Menschen mit großer Resilienz vertrauen dabei nicht auf den Zufall. Sie haben gelernt, dass sie ihr Schicksal selbst in der Hand haben (Kontrollüberzeugung) und ergreifen Chancen, die sich ihnen bieten. Außerdem können resiliente Menschen ihre eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten meist realistisch einschätzen.
»Was Resilienz mit Rückenschmerzen zu tun hat«
Stress, Ärger und Anspannung schaden dem Rücken. Meditation und andere Entspannungstechniken sowie eine gesunde Portion Optimismus dagegen helfen ihm.
Kein Wunder also, dass Resilienz auch bei der Bewältigung von (chronischen) Rückenschmerzen eine Rolle spielt. Sich der Resilienzförderung zu widmen, kann zum Beispiel helfen, die Schmerzen gar nicht erst entstehen zu lassen, sie nicht so sehr an sich heranzulassen oder aber bestehende Beschwerden aktiv anzugehen. Denn ein Großteil der Rückenschmerzen kann beispielsweise durch Bewegung und weitere Verhaltensanpassungen bekämpft oder zumindest deutlich gelindert werden.
Gerade chronische Rückenschmerzen lassen sich dabei nur selten am Ausmaß der diagnostizierbaren Schäden an der Wirbelsäule ablesen. Vielmehr spielen kognitive, emotionale sowie Verhaltensaspekte bei der Schmerzverarbeitung und -bewältigung die Hauptrolle. Diese Erkenntnisse aus der Rückenschmerzforschung machen deutlich, wie sinnvoll es ist, das Resilienzphänomen für die „ihre Rückenschule“ zu nutzen.
Resilienz ist also kein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, sondern eine komplexe, individuelle und vor allem erlernbare Kompetenz.
Wichtig dabei: Die Resilienzförderung sollte nicht als Selbstoptimierung missverstanden werden! Neben der Anpassung von Einstellung und Verhalten sollte man daran denken, zum Beispiel auch Freizeit- und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ein zufriedenstellendes und gesundheitsförderndes Leben überhaupt erst möglich machen.